SUPER VIVAZ

Lina Baltruweit (*1996 Freiburg) und Johannes Baltruweit, geborener Breuninger (*1996 Bad Soden am Taunus) arbeiten seit 2019 unter dem Namen SUPER VIVAZ zusammen. Ihre Wege kreuzten sich 2016 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart während ihres Studiums. In den vergangenen Jahren waren ihre Werke auf zahlreichen Ausstellungen u.a. in Tübingen, Friedrichshafen und Taipeh zu sehen. Im Januar 2025 wurde ihnen der Preis der Werner Pokorny-Stiftung verliehen.

Ihre skulpturalen und raumgreifenden installativen Arbeiten spiegeln die komplexe Beziehung zwischen Mensch und Natur wider. Sie hinterfragen den Zustand unserer Ökosysteme und greifen Themen wie globale Gerechtigkeit auf – stets in Verbindung mit Alltäglichem und gesellschaftlichen Dynamiken. Dabei greifen sie auf eine vielfältige Materialpalette zurück, die von Keramik und Textilien über Beton bis hin zu gefundenen Objekten reicht.

Lina und Johannes Baltruweit leben in Stuttgart und Berlin und sind seit 2018 ein Paar.

www.supervivaz.de

SUPER VIVAZ Lina und Jo Baltruweit schauen nach oben in die Kamera
SUPER VIVAZ Lina & Jo Baltruweit

10 Fragen

1. Führte die Kunst zur Liebe oder die Liebe zur Kunst? Haben Sie sich zuerst in den Menschen verliebt oder zunächst in deren / dessen Kunstwerk?

Kann man sich überhaupt romantisch in Kunst verlieben? In Pygmalion können wir uns nicht einfühlen. Das, was wir als unser Werk begreifen, entstand erst nach  unserem Zusammenschluss.

2. Wo finden Ihre wichtigen Künstlerpaar-Gespräche statt?

Wo auch immer wir uns befinden.

3. Sie leben als Künstlerpaar und arbeiten (auch oder ausschließlich) als Künstlerduo. Ist Ihnen die Begrifflichkeit wichtig?

Die Begrifflichkeit ist uns nicht besonders wichtig, wir sehen uns jedoch als Künstlerduo. Wir wünschen uns bei unseren Arbeiten, dass sie für sich stehen und  es für BetrachterInnen nicht von Bedeutung ist, in was für einer Beziehung wir zueinander stehen.

4. Mussten Ihre Ideen für die Ausstellung an diesem besonderen Ort reifen oder gab es sofort einen Konsens? Was sehen wir hier?

Sie sehen die Arbeit „Western Gods“. Auch wenn es sich um ein Selbstportrait handelt, verstehen wir uns in unserer Darstellung im Wesentlichen als StellvertreterInnen  unserer Generation. Die Arbeit beruht auf der Reflexion unserer Reisen nach dem  Schulabschluss. Wie die meisten AbiturientInnen zog es uns auf der Suche nach  Abenteuern und uns Selbst in ferne Länder. Die Begegnung mit den Menschen, die wir auf unseren Reisen in Südostasien und Lateinamerika kennenlernten, fühlten sich oft ungleich an. Der deutsche Reisepass ermöglicht uns den einfachen Zugang zu fast jedem Land der Welt, für dessen BewohnerInnen eine Europareise meist ein unerfüllter Traum bleibt.

5. Das kaufmännische „&“ steht nicht zufällig im Titel dieser Ausstellung. Wie ist es, mit und von der Kunst zu leben?

Wir sind erstaunlich oft mit dieser Frage konfrontiert. Meist ist es sogar das Erste,  wonach sich im Gespräch erkundigt wird. Wir finden es interessant, dass die Frage  nach Finanzen bei Selbstständigen im Kunst- und Kulturbetrieb ein Standard zu sein  scheint, während es in anderen Berufsgruppen als Tabu gilt, sich nach 
Gehaltschecks zu erkundigen. 

Es ist wichtig, die oft prekäre finanzielle Lage, in der sich KünstlerInnen befinden, zu  thematisieren. Die Erwartungshaltung, die dabei jedoch mitschwingt, ist ein Wunsch  nach dem bestätigten Klischee des Künstlergenies, das sich von der Muse geküsst in einem mit bunten Farbklecksen übersäten Atelier nur von Tütennudeln ernährt, um die Welt mit kreativen Ergüssen zu beglücken.  

6. Ausstellungsanfragen, Verkäufe, Auszeichnungen — wie gehen Sie mit gegenseitigen Erfolgen oder auch Flauten um?

Wir arbeiten als Super Vivaz ausschließlich an gemeinsamen Projekten und teilen somit alle Erfolge und Krisen weitgehend. Unser Umgang verhält sich dabei vermutlich nicht anders als bei Paaren in anderen Berufsgruppen.

7. Wie lauteten die Reaktionen Ihrer Familie und im Freundeskreis, als Sie erklärten, als Künstlerpaar leben und arbeiten zu wollen?

Mit unserer Studienwahl haben wir beide unser Umfeld schonmal nicht ins kalte Wasser fallen lassen.

8. Wie funktioniert das bei Ihnen? Teilen Sie ein Atelier? Besuchen Sie sich gegenseitig nach Absprache?

Wir teilen ein Atelier.

9. Was passiert, wenn Sie gemeinsame Werke oder Ausstellungen planen? Gibt es zunächst ein Brainstorming, wer fängt an, wer hört auf?

Wir entwickeln im Gespräch gemeinsam Ideen und feilen daran in Diskussionen. Dabei gibt es keinen gefestigten Ablauf.

10. Jeder Beruf prägt unser Leben. Hat ihre Partnerschaft Auswirkungen auf Ihre Kunst und umgekehrt? Worin liegt die größte Herausforderung, wenn man Beruf und Leben teilt?

Unsere Arbeiten haben ihren Ausgangspunkt oft in Gesprächen, Begegnungen und Umständen in unserem Alltag. Somit hat sicherlich auch unsere Beziehung einen großen Einfluss auf unsere Arbeit. Neben unserem geistigen Austausch genießen wir auch den praktischen Vorteil, dass wir vier Hände für die Umsetzung unserer Ideen haben. Eine „größte“ Herausforderung gibt es für uns nicht. Oft sind es Kleinigkeiten im Alltag: Lässt sich der gemeinsame Restaurantbesuch, bei dem auch Arbeit zur Sprache kam, als Geschäftsessen abrechnen?

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