1. Führte die Kunst zur Liebe oder die Liebe zur Kunst? Haben Sie sich zuerst in den Menschen verliebt oder zunächst in deren / dessen Kunstwerk?
Karin: Ich kannte Roberts Malerei, bevor wir zusammengekommen sind natürlich, aber der Mensch hinter der Kunst war und ist wichtiger.
Robert: Da ich die Kunst von Karin schon kannte bevor wir uns kennengelernt haben, würde ich sagen, dass die Kunst zur Liebe führte. Allerdings hätte ich die Kunst nicht unbedingt benötigt.
2. Wo finden Ihre wichtigen Künstlerpaar-Gespräche statt?
Karin: Beim Spazierengehen mit unserem Hund.
Robert: Die mit Abstand meisten und wichtigsten Gespräche über Kunst im Allgemeinen und über die Arbeiten des jeweilig anderen finden beim Gassigehen statt. Die Offenheit der Natur, das heißt, die Kunst/Bilder nicht unmittelbar vor Augen zu haben, bietet einen relativ neutralen Raum für einen konstruktiven Gedankenaustausch.
3. Sie leben als Künstlerpaar und arbeiten (nicht, auch oder ausschließlich) als Künstlerduo. Ist Ihnen die Begrifflichkeit wichtig?
Karin: Wir sind ein Künstlerpaar, kein Duo, jeder vertritt eine eigenständige künstlerische Position und wir wollen auch als eigenständige Künstler wahrgenommen werden.
Robert: Uns ist die genaue Begrifflichkeit schon wichtig. Wir leben zwar als Künstlerpaar, allerdings arbeiten wir nicht als Künstlerduo. Natürlich gibt es bei unserer Kunst ein paar kleine Schnittpunkte, auch das ein oder andere Bild ist in Gemeinschaftsarbeit entstanden. Allerdings hat jeder von uns auch seine Eigenständigkeit in der Thematik und Formensprache, und diese soll auch erhalten bleiben.
4. Mussten Ihre Ideen für die Ausstellung an diesem besonderen Ort reifen oder gab es sofort einen Konsens? Was sehen wir hier?
Karin: Mich hat für meine Arbeit das Schloss Achberg insofern inspiriert, dass in mehreren Räumen Jagd eine wichtige Rolle spielt und Stuckarbeiten darauf verweisen. Zu sehen ist ein umgebautes sogenanntes Karussell, das bei der Jagd als Lockmittel für z. B. Tauben verwendet wird. Statt Tauben sind nun Zeichnungen von Gänsen, die teilweise echt, teilweise mit mechanischen Veränderungen versehen sind, angebracht.
Robert: Für die Ausstellung sind keine speziellen Arbeiten entstanden. Allerdings wurden Bilder ausgewählt, die mit ihrem leichten Anklang einer weitgefassten Jagdthematik in den Kontext des Schlosses passen. Zu sehen sind Malereien in ganz unterschiedlichen Formaten. Bei dem großformatigen Gemälde mit dem Titel „stay in touch“ ist ein nicht genau definiertes Figurenpersonal zu sehen, das auf der „Jagd“ nach einer eigenen Definition von möglicher Authentizität, Inszenierung oder Kopie, auf verschiedensten „Erforschungspfaden“ durch eine heimatliche Landschaft wandert. Bei den kleinen Arbeiten aus der Serie „Sichtjäger“ handelt es sich um die Darstellung emotionaler „Jagd- und Bewahrungsmethoden“.
5. Das kaufmännische „&“ steht nicht zufällig im Titel dieser Ausstellung. Wie ist es, mit und von der Kunst zu leben?
Karin: Einen klassischen Business-Plan gibt es nicht, ich habe neben der Kunst noch eine feste Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Philipps-Universität Marburg.
Robert: Mit der Kunst zu leben, gestaltet sich erheblich einfacher, als von der Kunst zu leben. Sollte es eine Art Unternehmenskonzept in dem Bereich der Kunst geben, so gilt hier das „schöne“ Wechselspiel von GUTE ZEITEN – SCHLECHTE ZEITEN!
6. Ausstellungsanfragen, Verkäufe, Auszeichnungen — wie gehen Sie mit gegenseitigen Erfolgen oder auch Flauten um?
Karin: Die gegenseitige Unterstützung ist sehr wichtig, wir freuen uns über die Erfolge des Anderen und unterstützen uns, wenn es einmal nicht so gut läuft.
Robert: Wir unterstützen uns in allen Situationen, gehen gemeinsam durch alle Höhen und Tiefen. Läuft es einmal schlecht, ist man dabei und natürlich auch wenn es gut läuft. Das ist zwar nicht auf kurze Sicht immer 1 zu 1 ausgeglichen, allerdings gleicht sich das insgesamt ganz gut aus. Bei der jeweiligen Vernissage/Ausstellung tritt die/der Andere in den Hintergrund und überlässt die „Bühne“.
7. Wie lauteten die Reaktionen Ihrer Familie und im Freundeskreis, als Sie erklärten, als Künstlerpaar leben und arbeiten zu wollen?
Karin: Positive Resonanz, da sie Robert als Mensch sehr schätzen und mögen, unabhängig von seinem Beruf.
Robert: Die Reaktionen in unserem Familien- und Freundeskreis waren ganz entspannt, weil jeder von uns beiden ja schon vor unserem Kennenlernen auf eigenen künstlerischen Pfaden unterwegs war. Deshalb hatten sich schon alle an diesen Gedanken gewöhnt. In erster Linie geht es ja um den Menschen und dann erst um den Beruf der Künstlerin/ des Künstlers.
8. Wie funktioniert das bei Ihnen? Teilen Sie ein Atelier? Besuchen Sie sich gegenseitig nach Absprache?
Karin: Wir teilen uns ein Atelier, ich bin aber berufsbedingt nicht jeden Tag dort und arbeite neben dem Atelier viel in der Druckwerkstatt. Gegenseitige Besuche sind alltäglich.
Robert: Wir haben ein gemeinsames Atelier. Da Karins Schwerpunkt im Moment aber eher im Bereich des Tiefdrucks liegt und sie dafür die Werkstätten der Universität nutzt, gibt es nur wenige gemeinsame Tage im Atelier. Allerdings gehören ganz selbstverständlich regelmäßige, gegenseitige Besuche dazu, ganz ohne terminliche Absprache.
9. Was passiert, wenn Sie gemeinsame Werke oder Ausstellungen planen? Gibt es zunächst ein Brainstorming, wer fängt an, wer hört auf?
Karin: Planung ergibt sich, es gibt kein Brainstorming, Besprechungen z. B. beim Spazierengehen mit dem Hund (siehe Frage 2).
Robert: Gemeinsame Werke gibt es recht selten. Wenn dies einmal vorkommt ist es so, dass einer von uns beiden beginnt und nach einer gewissen Zeit wechselt das Bild zum anderen. Es dürfen auch ganze Partien bearbeitet und überarbeitet werden, allerdings sollte doch ein gewisser Prozentsatz an Motiv noch zu erkennen sein. So wechselt das Bild des Öfteren hin und her, bis am Ende gemeinsam entschieden wird, wann das Bild fertig ist. Bei gemeinsamen Ausstellungen laufen alle Etappen Hand in Hand. Von der Planung zur Werkauswahl bis hin zum Positionieren der Arbeiten ist es ein gemeinsamer Prozess.
10. Jeder Beruf prägt unser Leben. Hat ihre Partnerschaft Auswirkungen auf Ihre Kunst und umgekehrt? Worin liegt die größte Herausforderung, wenn man Beruf und Leben teilt?
Karin: Die größte Herausforderung liegt meiner Meinung nach auch darin, ein Team zu sein und nicht in eine Konkurrenzsituation zu geraten und sich gegenseitig über Erfolge des Anderen zu freuen, auch wenn es bei einem selbst mal nicht so gut läuft.
Robert: Es wird natürlich immer eine Wechselwirkung geben. Unser großer Vorteil ist, dass wir aber immer die Situation des anderen verstehen. Da wir regelmäßig über die Kunst des anderen sprechen, gibt es natürlich auch gegenseitige Auswirkungen auf die Kunst – manchmal mehr, manchmal weniger. Weiterhin haben wir beide das Glück und den Vorteil, dass wir neben der eigenen Kunst in Bereichen arbeiten, in denen Kunst vermittelt wird und wir somit auch den nichtkünstlerischen Berufsalltag des anderen nachvollziehen können. Karin arbeitet als Lehrkraft für besondere Aufgaben an der Philipps-Universität Marburg, an der ich ebenfalls als Lehrbeauftragter tätig bin, neben der Dozententätigkeit an der Europäischen Kunstakademie Trier.