Alex Tennigkeit & Stefan Kaminski

Alex Tennigkeit (*1976 Heilbronn) wuchs in der Bodenseeregion auf. Sie studierte Malerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe. Tennigkeit irritiert in ihrer phantastisch-provokativen Bildwelt durch drastische Motive, die vielfach ironisch gebrochen sind. Häufig spiegelt sich die Malerin selbst als Teil der Bildinszenierung. Dabei scheut sie keine Tabus.

Stefan Kaminski (*1969 Duisburg) studierte an der Folkwang Universität der Künste in Essen. Er arbeitet als Künstler und Fotograf. Kaminskis Arbeiten operieren mit Brüchen, Überlagerungen und Unschärfen. Sie greifen auf das Verdrängte, das Verborgene, das Unheimliche im Alltäglichen zu.

Alex Tennigkeit und Stefan Kaminski sind seit 2011 ein Paar und leben mit ihrem Sohn in Berlin.

www.alextennigkeit.com
www.stefan-kaminski.de

Alex Tennigkeit & Stefan Kaminski stehen vor einer Säulenhalle aneinander gelehnt.
Alex Tennigkeit & Stefan Kaminski. April 2025. Foto Jesse Tennigkeit

10 Fragen

1. Führte die Kunst zur Liebe oder die Liebe zur Kunst? Haben Sie sich zuerst in den Menschen verliebt oder zunächst in deren / dessen Kunstwerk?

Stefan: Da kann ich nur sagen beides! Also ich fand natürlich Alex Zucker, aber in der Tat richtig neugierig geworden bin ich, als ich ihre Arbeiten gesehen habe. Die kannte ich sogar schon vorher, hatte sie aber nicht mit ihrer Person verbunden. Aber dann habe ich Alex gesehen und wusste sofort, das ist meine Frau! Ich habe einem Kumpel gesimst: „I will marry her.“ Wir haben zwar nicht geheiratet, aber wir sind zusammen.

Alex: Und ich habe mich ganz langsam in Stefan verliebt, wie es mir bei Kunstwerken geht, die ich dann am Ende am meisten schätze, welche jedoch am Anfang befremdlich auf mich wirken.

2. Wo finden Ihre wichtigen Künstlerpaar-Gespräche statt?

Gerade ist es das Sofa! Wir führen eigentlich wenig Künstlerpaar-Gespräche, zum Glück. Ähm, was sind eigentlich Künstlerpaar-Gespräche?

3. Sie leben als Künstlerpaar und arbeiten (nicht, auch oder ausschließlich) als Künstlerduo. Ist Ihnen die Begrifflichkeit wichtig?

Ich meine, wir sind kein Künstler-Duo. Jeder macht vorwiegend sein/ihr eigenes Ding in der Kunst. Welche Begrifflichkeit – „Paar“ oder „Duo“? Wir sind ein Trio!

4. Mussten Ihre Ideen für die Ausstellung an diesem besonderen Ort reifen oder gab es sofort einen Konsens? Was sehen wir hier?

Konsens gibt es bei uns nie! Wir hoffen nur, wenn jeder sein/ihr Bestes gibt, dass es am Ende super aussieht. Im Grunde handelt es sich um eine Gegenüberstellung, wobei sich unsere Arbeiten – quasi wie wir uns menschlich – künstlerisch ergänzen sollen.

Ich zeige große Zeichnungen, mit historischen Anspielungen … Und ich „Malereiobjekte“, die sich mit der Müllproblematik an uneinsichtigen Orten, wie dem Weltraum und der Tiefsee, auseinandersetzen. Bei einem Werk handelt es sich um Malerei auf einer Autotür eines komplett verbrannten Autos. Gerade diese Arbeit stellt für mich einen Kontrast zum Ausstellungsort Schloss Achberg dar. Und gerade aus einem Gegensatz zur Location heraus entsteht für mich der besondere Reiz unserer gemeinsamen Präsentation – bei einem ist es der rotzige Punk, beim anderen die Destruktion im Material.

5. Das kaufmännische „&“ steht nicht zufällig im Titel dieser Ausstellung. Wie ist es, mit und von der Kunst zu leben?

Uff, man sollte nicht darauf angewiesen sein mit Kunstverkäufen seine Brötchen zu verdienen. Für Kunst gibt es niemals einen Business-Plan! Um mit Kunst zu leben, sollte man sich von allen Zwängen bestmöglich befreien, um etwas schaffen zu können, das über Grenzen hinausgeht.

6. Ausstellungsanfragen, Verkäufe, Auszeichnungen — wie gehen Sie mit gegenseitigen Erfolgen oder auch Flauten um?

Wir supporten uns wo es geht. Und unser Liebesanteil ist ein total guter Stabilisator in schwierigen Zeiten. Ausserdem ist unser Künstlerdasein meist so unglamourös, dass kein Glanz den Anderen blendet.

7. Wie lauteten die Reaktionen Ihrer Familie und im Freundeskreis, als Sie erklärten, als Künstlerpaar leben und arbeiten zu wollen?

Nein, wir sind kein Künstlerpaar, das ausschließlich von Kunst lebt. Von Freunden und Familie kam am Anfang nur positives Feedback – und viel Neugier–  zu uns als Paar.

8. Wie funktioniert das bei Ihnen? Teilen Sie ein Atelier? Besuchen Sie sich gegenseitig nach Absprache?

– Ich hab mein Atelier und bin happy.

– Ich hab gar keins – aber scheißegal.

– Wir haben ein Multifunktionswohnzimmer – da ist auch Atelier drin.

– Aber es ist halt trotzdem ein Wohnzimmer.

9. Was passiert, wenn Sie gemeinsame Werke oder Ausstellungen planen? Gibt es zunächst ein Brainstorming, wer fängt an, wer hört auf?

Da gibt es keine klare Struktur. Immer mal wieder prescht einer vor, und der andere muss irgendwie hinterherkommen. Am Ende setzt sich der durch, der am meisten Ausdauer hat.

10. Jeder Beruf prägt unser Leben. Hat ihre Partnerschaft Auswirkungen auf Ihre Kunst und umgekehrt? Worin liegt die größte Herausforderung, wenn man Beruf und Leben teilt?

Als Künstler*in scheitert man permanent an einer „Work-Life-Balance“.

Ich finde, man kann das im künstlerischen Bereich sowieso nicht trennen – Beruf und Leben. Und alltäglich ist Kunstschaffen nie. Partnerschaft und vor allem FAMILIE kann Energie ziehen, aber auch inspirieren und über Krisen hinwegtrösten.

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