Simone Zaug & Pfelder

Simone Zaugg (*1968 Bern) hat an der Universität Bern Kunst und Erziehungswissenschaften und an der Hochschule der Künste Bern in der Videoklasse studiert. Ihre künstlerischen Strategien basieren auf einer Integration des Publikums. Es nimmt körperlich, sinnlich und mental an ihren orts- und kontextbezogenen Inszenierungen teil. Sie reagiert in ihrem Schaffen auf das vorhandene architektonische, soziale, kulturelle, historische, landschaftliche, biodiverse und urbane Umfeld.

Pfelder (*1965 Hamburg) hat in Hamburg Kommunikationsdesign und an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden Architektur studiert. Ein Schwerpunkt der künstlerischen Arbeit von Pfelder liegt auf ortsspezifischen Installationen und Interventionen, häufig im öffentlichen Raum.

Simone Zaugg und Pfelder leben in Berlin und sind seit 2002 ein Paar.

www.simonezaugg.net    
www.pfelder.de

Simone Zaugg & Pfelder stehen vor einem Schaufenster mit dem Schriftzug Schmunzeln.
Simone Zaugg & Pfelder. Foto Jan Peter Zaugg

10 Fragen

1. Führte die Kunst zur Liebe oder die Liebe zur Kunst? Haben Sie sich zuerst in den Menschen verliebt oder zunächst in deren / dessen Kunstwerk?

Über die Kunst zur Liebe. Der Liebe sind mehrere zufällige Treffen im Kunstkontext vorausgegangen. Dabei haben wir festgestellt, dass wir ähnliche künstlerische Intentionen und Ideen verfolgen. Verliebt haben wir uns natürlich dann in den Menschen.

2. Wo finden Ihre wichtigen Künstlerpaar-Gespräche statt?

Unsere wichtigen Gespräche finden überall statt. Während der Autofahrt, auf der Bettkante, am Küchentisch, am Computer, im Café, am Strand, beim Spazierengehen, in Ausstellungen und vor allem während der künstlerischen Prozesse.

3. Sie leben als Künstlerpaar und arbeiten (nicht, auch oder ausschließlich) als Künstlerduo. Ist Ihnen die Begrifflichkeit wichtig?

Wir leben als Paar, aber wir definieren uns nicht als Künstlerpaar oder -duo. Dieser Unterschied ist für uns wichtig, da jeder seine eigene künstlerische Position und Produktion hat. Das bedeutet, dass wir selten als Paar an einem gemeinsamen Projekt zusammenarbeiten. Allerdings ist der/die jeweils Andere, der/die beste Berater:in und Assistent:in des/der Anderen.

Bei kuratorischen Projekten, d.h. bei der Entwicklung und Organisation von Ausstellungsprojekten für und mit anderen Künstler:innen, arbeiten wir als gleichberechtigtes Team zusammen.

In seltenen Ausnahmen, wie z.B. hier bei der Installation „Hermes und das Himmelbett“, ergibt sich eine künstlerische Gemeinschaftsarbeit.

4. Mussten Ihre Ideen für die Ausstellung an diesem besonderen Ort reifen oder gab es sofort einen Konsens? Was sehen wir hier?

Da unser künstlerisches Schaffen auf einer konkreten Recherche vor Ort basiert und eine intensive Beschäftigung mit der Situation und der Historie vorausgeht, gab es auch für die Arbeit „Hermes und das Himmelbett“ einen längeren Findungsprozess.

Die Installation bezieht sich ganz konkret auf das ehemalige Gästezimmer des Schlosses mit der Hermes-Stuckfigur an der Decke. Sie setzt in den Raum mit der verspielten Stuckatur einen grauen Kubus, der auf der Rückseite dazu einlädt, auf das Hochbett zu steigen und sich hinzulegen und von Angesicht zu Angesicht mit Hermes über das Hier und Jetzt, aber auch über Vorangegangenes und Zukünftiges zu sinnieren. Die Installation „zitiert“ das ehemalige Gästezimmer mit Himmelbett, so dass die Besucher:innen wieder im „Himmelbett“ nahe dem Stuckhimmel liegen können.

5. Das kaufmännische „&“ steht nicht zufällig im Titel dieser Ausstellung. Wie ist es, mit und von der Kunst zu leben?

Super. Wir können selbstbestimmt unserer Arbeit nachgehen und unsere Ideen verwirklichen. Dabei genießen wir die totale Freiheit, müssen sie aber gleichzeitig auch ausfüllen und aushalten. Das Monetäre ist eine Wellenbewegung mit viel Auf und Ab. Frei nach Karl Valentin ist Kunst schön, macht viel Arbeit, was sich aber nur manchmal auf dem Kontoauszug ablesen lässt.

6. Ausstellungsanfragen, Verkäufe, Auszeichnungen — wie gehen Sie mit gegenseitigen Erfolgen oder auch Flauten um?

Bei Erfolg große gemeinsame Freude, bei Flaute gegenseitige Unterstützung.

7. Wie lauteten die Reaktionen Ihrer Familie und im Freundeskreis, als Sie erklärten, als Künstlerpaar leben und arbeiten zu wollen?

Wie bereits erwähnt, leben wir nicht als Künstlerpaar. Dass wir ein Paar sind, hat die Freundeskreise und Familien sehr gefreut.

8. Wie funktioniert das bei Ihnen? Teilen Sie ein Atelier? Besuchen Sie sich gegenseitig nach Absprache?

Beide haben ihren eigenen Arbeitsplatz, ihr eigenes Schlafzimmer und auch ihren eigenen Küchenschrank in der gemeinsamen Wohnung. Somit sind Besuche häufig angesagt und es stellt sich immer wieder die Frage: Zu Dir oder zu mir?

9. Was passiert, wenn Sie gemeinsame Werke oder Ausstellungen planen? Gibt es zunächst ein Brainstorming, wer fängt an, wer hört auf?

Es gibt zunächst Recherchen vor Ort. Dann teils individuelle Ideenentwicklungen, teils gemeinsame Ideenentwicklung, die wir in diversen Besprechungen und einer gemeinsamen Auseinandersetzung zusammenführen und weiter bearbeiten. Die Realisierung wird gemeinsam durchgeführt. Bei diesem Prozess machen beide alles.

10. Jeder Beruf prägt unser Leben. Hat ihre Partnerschaft Auswirkungen auf Ihre Kunst und umgekehrt? Worin liegt die größte Herausforderung, wenn man Beruf und Leben teilt?

Wir erleben uns gegenseitig als den/die beste Kenner:in und Berater:in der jeweils anderen künstlerischen Strategien und Arbeiten. In diesem Sinne hat das gemeinsame Leben einen Einfluss auf die Kunst. Eine Herausforderung ist manchmal, dass beide unabhängig ihre Ideen, Ausstellungen, Projekte und wir gleichzeitig auch gemeinsame Projekte verfolgen. Dies zeitlich und logistisch in Einklang zu bringen, ist nicht immer einfach, aber wir haben es bis jetzt immer geschafft.

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