Karolin & Daniel Bräg

Karolin Bräg (*1961 Köln) studierte Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste München. Seither ist sie als freischaffende Künstlerin mit Ausstellungen im In- und Ausland tätig. Karolin Bräg arbeitet immer konzeptuell. Im persönlichen Gespräch fragt sie Menschen nach ihren Erfahrungen und Gedanken zu existenziellen Themen. Mit ihrer Arbeit will sie einer breiteren Öffentlichkeit die authentische Auseinandersetzung mit Bereichen ermöglichen, die uns alle betreffen, aber nicht selten sprachlos machen.

Daniel Bräg (*1964 Pfullendorf) studierte nach einer Steinmetzlehre an der Akademie der Bildenden Künste München. Bräg ist Leiter der Studienwerkstätten für Holz- und Steinbildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste München. Seit Beginn seiner künstlerischen Arbeit zeigt Daniel Bräg in immer neuer Form einen transformierten Obstgarten. So entstanden Herbarien, Holzstöße, geschichtete oder in Regalen gelagerte Einmachgläser und schließlich Landschaften von Obstblüten in gläsernen Kühlvitrinen. Er entdeckt die Schönheit im Vergänglichen.

Karolin und Daniel Bräg leben in München und sind seit 1985 ein Paar.

www.karolin-braeg.de 
www.daniel-braeg.de

Karolin und Daniel Bräg sitzen vor einer Steinwand mit vielen Intarsien
Karolin & Daniel Bräg. VG Bild Kunst 2025

10 Fragen

1. Führte die Kunst zur Liebe oder die Liebe zur Kunst? Haben Sie sich zuerst in den Menschen verliebt oder zunächst in deren / dessen Kunstwerk?

Die Kunst führte uns 1984 nach München an die Akademie der Bildenden Künste, um dort in derselben Klasse Bildhauerei zu studieren. Zu Beginn waren wir uns sehr fremd. Als wir, neben dem Studium, eine WG gründeten, kamen wir uns bei der Wohnungsrenovierung näher. Entscheidend war das nächtliche Warten auf die Wäsche im Waschsalon …

2. Wo finden Ihre wichtigen Künstlerpaar-Gespräche statt?

In den ersten fünf Jahren war der Küchentisch unserer WG das Zentrum. Hier wurde ständig intensiv über Kunst und Leben debattiert. Und trotz vieler Ortswechsel und verschiedenster Wohnungen blieb der Küchentisch unser Mittelpunkt. Doch seit ein paar Jahren sitzen wir uns entspannt in zwei Sesseln gegenüber und führen von dort unsere Gespräche über Kunst, Kinder, Welt- und Gefühlslage weiter.

3. Sie leben als Künstlerpaar und arbeiten (nicht, auch oder ausschließlich) als Künstlerduo. Ist Ihnen die Begrifflichkeit wichtig?

Wir sind beide Künstler mit je eigenem Werk. Es gibt inhaltliche Überschneidungen, gemeinsame Arbeiten und Ausstellungen. Die erste gemeinsame Arbeit entstand 1994 für die Städtische Galerie Villingen-Schwenningen mit dem Titel „Die Ruhezeit ist beendet“.

4. Mussten Ihre Ideen für die Ausstellung an diesem besonderen Ort reifen oder gab es sofort einen Konsens? Was sehen wir hier?

Wir brauchten Zeit. Das Thema „Künstlerpaare“ interessierte uns nicht so sehr, doch dann stellte uns Andrea Dreher die Frage, wann die inhaltliche Nähe unserer künstlerischen Arbeit zum ersten Mal sichtbar wurde. Da sind wir ins Gespräch gekommen über unsere Anfänge. So reifte die Idee einer neuen gemeinsamen Arbeit für Schloss Achberg.

Karolin greift eine Arbeit von 1992 auf, in der sie u.a. Briefe gezeigt hat. Diese Thematik führt sie weiter, indem sie erneut Freunde und Verwandte gebeten hat, ihre Gedanken über den eigenen Tod aufzuschreiben, wie auch ihre Gedanken über den Tod eines bereits Verstorbenen, der ihnen nahe stand. Diese Briefe sind eine Art Zeugenschaft, ich habe gelebt, gefühlt, geliebt und sie verbinden uns im Menschsein.

Daniel zeigt aktuelle Fotografien aus seinen Blütengläsern. Die durch das Glas schimmernden Blätter und Äste zu konservieren, sind der vergebliche Versuch, das Leben in seiner Blüte festzuhalten und der Zeit zu trotzen. Lebensfülle und Lebensendlichkeit liegen hier dicht beieinander.

5. Das kaufmännische „&“ steht nicht zufällig im Titel dieser Ausstellung. Wie ist es, mit und von der Kunst zu leben?

Kunst ist für uns kein Business, sondern Leidenschaft.

Unseren Lebensunterhalt verdienen wir durch Lehrtätigkeiten und durch Kunst-am-Bau-Aufträge.

6. Ausstellungsanfragen, Verkäufe, Auszeichnungen — wie gehen Sie mit gegenseitigen Erfolgen oder auch Flauten um?

You´ll never walk alone.

7. Wie lauteten die Reaktionen Ihrer Familie und im Freundeskreis, als Sie erklärten, als Künstlerpaar leben und arbeiten zu wollen?

Wir haben uns nie erklären müssen. Wir haben tolle Familien und Freunde, die immer für uns da sind.

8. Wie funktioniert das bei Ihnen? Teilen Sie ein Atelier? Besuchen Sie sich gegenseitig nach Absprache?

Wir teilen kein Atelier, jeder hat seinen eigenen Bereich. Doch sobald wir zusammen sind, ist die Kunst unser stetiger Begleiter.

9. Was passiert, wenn Sie gemeinsame Werke oder Ausstellungen planen? Gibt es zunächst ein Brainstorming, wer fängt an, wer hört auf?

Es gibt keinen Unterschied, ob wir einzeln oder gemeinsam ausstellen. Wir besprechen alles miteinander und daraus entwickelt jeder seine Arbeit weiter.

10. Jeder Beruf prägt unser Leben. Hat ihre Partnerschaft Auswirkungen auf Ihre Kunst und umgekehrt? Worin liegt die größte Herausforderung, wenn man Beruf und Leben teilt?

Wir beeinflussen uns sehr stark, da wir in einem stetigen Gedankenaustausch stehen. Jede neue Idee wird besprochen und hinterfragt. Wir helfen uns bei allen Entscheidungen, unterstützen uns in den Aufgaben und haben viel Verständnis für die ungewöhnlichsten Schritte. Es ist ein Vorteil, da wir alle Verrücktheiten des Anderen verstehen und mitgehen können. Herausfordernd sind die gemeinsamen Projekte, da jeder seinen starken Willen hat und es viel Überzeugungsarbeit braucht, bis wir einen Konsens gefunden haben. Dafür benötigen wir doppelt so viel Zeit, aber das Ergebnis ist auch doppelt so überzeugend.

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