Paul Kleinschmidt (1883-1949)
Hymnen der Malerei
22.07.–29.10.2023
„Seit ich das erste Mal Bilder von van Gogh sah, hatte ich kein ähnliches Erlebnis […]. Der Glanz, der von Kleinschmidts Werken ausgeht, ist nicht schwächer.“ (Julius Meier-Graefe, 1934)
Meier-Graefe, der große Kunstschriftsteller der Weimarer Republik und entschiedene Verfechter der Kunst Paul Kleinschmidts, nannte ihn einen Dichter und Minnesänger. Seine Bilder seien Hymnen der Malerei – ob im Figurenbild, den Stillleben oder den Landschaften.
Paul Kleinschmidt wurde vor 140 Jahren in eine künstlerisch geprägte Familie geboren und wuchs in Berlin auf. In den 1920er Jahren entwickelte er sich zum Maler der dortigen Varietés, Theater und Kaffeehäuser und damit des ausschweifenden Berliner Großstadtlebens. Schon seine Zeitgenossen faszinierten die Wärme und Wucht, mit der er die menschliche Figur – insbesondere die Frauen – ins Bild setzte: mal exaltiert auf der Bühne oder in der Manege, mal am Tresen stehend, mal intim am Schminktisch oder ermüdet hinter den Kulissen.
Ebenfalls von großer Sinnlichkeit sind seine opulenten Stillleben, in denen sich Kuchenberge und Blumenbouquets auftürmen. Bislang weniger bekannt sind seine Landschaften, in denen er Eindrücke von Reisen nach Süddeutschland, Südfrankreich und New York wiedergibt. Sie lassen das Vordringen der Industrie und der modernen Architektur anschaulich werden. Obwohl seine Sammler diese Motive in besonderem Maße geliebt und gefordert haben, galten sie ihm selbst wenig; er sah sie als schmückendes Beiwerk seiner figurativen Malerei.
Als Paul Kleinschmidt 1933, inzwischen in der Nähe von Ulm lebend, auf dem Höhepunkt seiner Malerkarriere stand, wurden seine Bilder von den Nationalsozialisten als „entartet“ diffamiert und er selbst ins Exil getrieben. Nach Aufenthalten in der Schweiz, Holland und Frankreich wurde er 1943 zwangsweise ins Deutsche Reich zurückgeführt. 1949 starb er in Bensheim.

In Schloss Achberg werden rund 120 Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Druckgrafiken des Künstlers aus öffentlichem und privatem Besitz zusammengeführt. Die von Michael C. Maurer kuratierte große Schau wird anschließend in der Städtischen Galerie Bietigheim-Bissingen präsentiert.
Zur Ausstellung erscheint ein umfangreiches Begleitprogramm und ein reich illustrierter Ausstellungskatalog mit Beiträgen von Felix Billeter, Uwe Degreif, Valerie Ender, Michael C. Maurer und Isabel Schenk-Weininger.
Den Mitgliedern der Paul Kleinschmidt Gesellschaft Ulm und dem Auktionshaus Van Ham Köln gebührt für die Unterstützung besonderer Dank.
Den Flyer zur Ausstellung finden Sie hier.
Wer die Ausstellung lieber individuell besichtigen möchte, der schnappt sich an der Schlosskasse das Mitmachheft “Mit Ritter Benedikt durch “Paul Kleinschmidts Hymnen der Malerei”. Welche Stationen gibt es im Leben Paul Kleinschmidts? Wen oder was zeigt er in seinen Bildern und wie funktioniert eigentlich seine Maltechnik?
Diese und weitere Fragen beantwortet Ritter Benedikt im leicht verständlichen Ausstellungsrundgang. Auch das Malen mit Buntstiften kommt dabei nicht zu kurz.